Dr. Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, skizziert vor der ersten Standortkonferenz nach dem Volksentscheid den Planungsstand. Seine wichtigste Botschaft: Berlin TXL kommt 2021!
„Wir versuchen, Menschen, Natur und Stadt wieder miteinander zu versöhnen“
Philipp Bouteiller
Geschäftsführer
Tegel Projekt GmbH
Geschäftsführer
Tegel Projekt GmbH
Herr Bouteiller, wann hebt in Tegel das letzte Flugzeug ab?
Ich gehe fest davon aus, dass das im Laufe des Jahres 2020 der Fall ist. Im Oktober 2020 öffnet der BER, dann muss Tegel zwar noch sechs Monate betriebsbereit gehalten werden, Flugzeuge werden dort dann aber nicht mehr starten. In einem Zeitraum von bis zu drei Monaten werden anschließend noch sicherheitsrelevante Anlagen zurückgebaut. Wir werden maximal neun Monate nach BER-Öffnung mit den Bauarbeiten in Tegel loslegen. Wir hoffen aber, schon vorher auf das Gelände zu kommen, um mit ersten Maßnahmen beginnen zu können.
Ein starkes Signal. Es gibt also keine rechtlichen Unsicherheiten mehr?
Die Ergebnisse und die möglichen Auswirkungen des Volksentscheids wurden sorgfältig geprüft, das Ergebnis ist eindeutig: Tegel schließt in zwei Jahren. Wir werden das auf unserer Standortkonferenz am 6. November gerne erläutern, dort wollen wir aber der Bevölkerung vor allem den Planungsstand mit ersten Bauvorhaben vorstellen.
Wie sehen die ersten Bauarbeiten aus?
Wir haben ja im Kern zwei Großprojekte: Zum einen den Forschungs- und Industriepark, also das, was wir „The Urban Tech Republic“ nennen. Daran arbeiten wir schon lange, der Masterplan wurde 2013 beschlossen. Wir werden mit Übernahme des Geländes sofort mit den Bautätigkeiten beginnen können. Aktuell zeichnen die Verkehrsplaner schon die Bodenplatten für die Gehwege ein. Der Bebauungsplan für den 1. Bauabschnitt geht noch 2018 in die öffentliche Auslegung. Das zweite Großprojekt ist das „Schumacher-Quartier“. Da sind wir noch auf der Ebene des Städtebaus, der Masterplan ist noch nicht ganz fertig. Dieses für Berlin extrem wichtige Wohngebiet wird Platz für etwa 10.000 Menschen bieten. Mehr als die Hälfte dieser Fläche liegt übrigens auf dem heutigen Flughafengelände. In den benachbarten Gebieten der Quartiere „Cité Pasteur“ und „TXL Nord“ sind weitere 4000 Wohnungen vorgesehen.
Ordnen Sie das Gesamtprojekt doch bitte mal strategisch ein...
Es ist ohne Zweifel das größte Infrastrukturprojekt Berlins für die nächsten 20 Jahre. Wir überplanen fünf Quadratkilometer Stadt, das ist ungefähr die Häfte von Wedding. Wir reden hier also nicht vom kleinen Baugrundstück nebenan. Ganz entscheidend ist, dass wir im Unterschied zum Erfolgsprojekt Adlershof durch unsere Industrieflächen hier die ganze Wertschöpfungskette von der Lehre und Forschung über Start-ups und Dienstleister bis hin zur industriellen Großfertigung ansiedeln können.
Wollen Sie Berlin wieder zu einer industriellen Blüte verhelfen?
Berlin ist im Grunde deindustrialisiert. Es war einmal Deutschlands größter Industriestandort, hatte sogar vor der Wende noch 300.000 Arbeitsplätze in diesem Bereich. Jetzt sind wir auf knapp 100.000 runter. Industrie bedeutet heute und in Zukunft ja nicht Fabriken mit Schornsteinen, sondern High-Tech-Produktion. Und jeder industrielle Arbeitsplatz zieht drei bis vier im Dienstleistungsbereich nach sich. Wir haben da also Nachholbedarf.
Ich gehe fest davon aus, dass das im Laufe des Jahres 2020 der Fall ist. Im Oktober 2020 öffnet der BER, dann muss Tegel zwar noch sechs Monate betriebsbereit gehalten werden, Flugzeuge werden dort dann aber nicht mehr starten. In einem Zeitraum von bis zu drei Monaten werden anschließend noch sicherheitsrelevante Anlagen zurückgebaut. Wir werden maximal neun Monate nach BER-Öffnung mit den Bauarbeiten in Tegel loslegen. Wir hoffen aber, schon vorher auf das Gelände zu kommen, um mit ersten Maßnahmen beginnen zu können.
Ein starkes Signal. Es gibt also keine rechtlichen Unsicherheiten mehr?
Die Ergebnisse und die möglichen Auswirkungen des Volksentscheids wurden sorgfältig geprüft, das Ergebnis ist eindeutig: Tegel schließt in zwei Jahren. Wir werden das auf unserer Standortkonferenz am 6. November gerne erläutern, dort wollen wir aber der Bevölkerung vor allem den Planungsstand mit ersten Bauvorhaben vorstellen.
Wie sehen die ersten Bauarbeiten aus?
Wir haben ja im Kern zwei Großprojekte: Zum einen den Forschungs- und Industriepark, also das, was wir „The Urban Tech Republic“ nennen. Daran arbeiten wir schon lange, der Masterplan wurde 2013 beschlossen. Wir werden mit Übernahme des Geländes sofort mit den Bautätigkeiten beginnen können. Aktuell zeichnen die Verkehrsplaner schon die Bodenplatten für die Gehwege ein. Der Bebauungsplan für den 1. Bauabschnitt geht noch 2018 in die öffentliche Auslegung. Das zweite Großprojekt ist das „Schumacher-Quartier“. Da sind wir noch auf der Ebene des Städtebaus, der Masterplan ist noch nicht ganz fertig. Dieses für Berlin extrem wichtige Wohngebiet wird Platz für etwa 10.000 Menschen bieten. Mehr als die Hälfte dieser Fläche liegt übrigens auf dem heutigen Flughafengelände. In den benachbarten Gebieten der Quartiere „Cité Pasteur“ und „TXL Nord“ sind weitere 4000 Wohnungen vorgesehen.
Ordnen Sie das Gesamtprojekt doch bitte mal strategisch ein...
Es ist ohne Zweifel das größte Infrastrukturprojekt Berlins für die nächsten 20 Jahre. Wir überplanen fünf Quadratkilometer Stadt, das ist ungefähr die Häfte von Wedding. Wir reden hier also nicht vom kleinen Baugrundstück nebenan. Ganz entscheidend ist, dass wir im Unterschied zum Erfolgsprojekt Adlershof durch unsere Industrieflächen hier die ganze Wertschöpfungskette von der Lehre und Forschung über Start-ups und Dienstleister bis hin zur industriellen Großfertigung ansiedeln können.
Wollen Sie Berlin wieder zu einer industriellen Blüte verhelfen?
Berlin ist im Grunde deindustrialisiert. Es war einmal Deutschlands größter Industriestandort, hatte sogar vor der Wende noch 300.000 Arbeitsplätze in diesem Bereich. Jetzt sind wir auf knapp 100.000 runter. Industrie bedeutet heute und in Zukunft ja nicht Fabriken mit Schornsteinen, sondern High-Tech-Produktion. Und jeder industrielle Arbeitsplatz zieht drei bis vier im Dienstleistungsbereich nach sich. Wir haben da also Nachholbedarf.
Sie wollen Industrie auch aus dem Ausland in die Hauptstadt locken?
Ja, wir müssen für diese Interessenten Flächen vorhalten. Und wir brauchen, ganz nebenbei bemerkt, den großen internationalen Flughafen. DAX-Konzerne oder Unternehmen aus Asien kommen nicht nach Berlin, solange wir keine Direktverbindungen nach Tokio oder Shanghai anbieten können. Insofern werden wir mit dem BER nicht nur einen modernen Flughafen haben, sondern auch neue Chancen für Berlin generieren.
Zurück zum Areal. Funktioniert Stadtplanung heute anders?
Seit den 1950er Jahren diente Stadtplanung eher der Schaffung autogerechter Städte, heute steht die Schaffung einer lebenswerten Umgebung im Zentrum. Wir achten stark auf den öffentlichen Raum und das Verhältnis der Objekte zueinander. Ganz wichtig ist das Verdichtungsthema. Berlin hat schnell nachverdichtet, der Trend hält an. Dabei müssen wir Wohnen und industrielle Nutzungen planungsrechtlich auf respektablem Abstand halten.
Welche Rolle spielt dabei das Auto?
Wir erleben vor allem in den Großstädten eine zunehmende Abkehr vom Automobil. Zwangsläufig müssen alternativen Angebote wie Radwege und ÖPNV besser werden. Für Berlin TXL heißt das: Wir versuchen, Menschen, Natur und Stadt wieder miteinander zu versöhnen.
Wann wird man die fertige Stadt der Zukunft besichtigen können?
Die Grobplanung der Tegel-Projekt GmbH reicht bis ins Jahr 2042. In zehn Jahren wird man schon viel erkennen können. Wie schnell die Flächen für Unternehmen vergeben sein werden, hat entscheidend mit der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung zu tun. Wenn es so bleibt, wie es zurzeit ist, laufen für das Wohnen sowie für Gewerbe- und Industrie die Flächen schnell voll. Trotzdem: Ein Zeithorizont von 20 bis 30 Jahren für Berlin TXL ist realistisch.
Die Fragen stellte Andreas Mühl
Ja, wir müssen für diese Interessenten Flächen vorhalten. Und wir brauchen, ganz nebenbei bemerkt, den großen internationalen Flughafen. DAX-Konzerne oder Unternehmen aus Asien kommen nicht nach Berlin, solange wir keine Direktverbindungen nach Tokio oder Shanghai anbieten können. Insofern werden wir mit dem BER nicht nur einen modernen Flughafen haben, sondern auch neue Chancen für Berlin generieren.
Zurück zum Areal. Funktioniert Stadtplanung heute anders?
Seit den 1950er Jahren diente Stadtplanung eher der Schaffung autogerechter Städte, heute steht die Schaffung einer lebenswerten Umgebung im Zentrum. Wir achten stark auf den öffentlichen Raum und das Verhältnis der Objekte zueinander. Ganz wichtig ist das Verdichtungsthema. Berlin hat schnell nachverdichtet, der Trend hält an. Dabei müssen wir Wohnen und industrielle Nutzungen planungsrechtlich auf respektablem Abstand halten.
Welche Rolle spielt dabei das Auto?
Wir erleben vor allem in den Großstädten eine zunehmende Abkehr vom Automobil. Zwangsläufig müssen alternativen Angebote wie Radwege und ÖPNV besser werden. Für Berlin TXL heißt das: Wir versuchen, Menschen, Natur und Stadt wieder miteinander zu versöhnen.
Wann wird man die fertige Stadt der Zukunft besichtigen können?
Die Grobplanung der Tegel-Projekt GmbH reicht bis ins Jahr 2042. In zehn Jahren wird man schon viel erkennen können. Wie schnell die Flächen für Unternehmen vergeben sein werden, hat entscheidend mit der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung zu tun. Wenn es so bleibt, wie es zurzeit ist, laufen für das Wohnen sowie für Gewerbe- und Industrie die Flächen schnell voll. Trotzdem: Ein Zeithorizont von 20 bis 30 Jahren für Berlin TXL ist realistisch.
Die Fragen stellte Andreas Mühl
Fotos: Tegel Projekt GmbH, Gerhard Kassner